Afrika - eine Vielfalt traditioneller Feste ↑
In Afrika gibt es eine Fülle von verschiedensten Erntefesten, die zuallermeist auch mit der Verehrung von Ahnen und Naturgeistern zusammen gefeiert werden. Die jahreszeitlichen Feste mit ihren begleitenden Ritualen dienen der Dankbarkeit gegenüber den Göttern und Geistern. Teilweise sind sie mit Gebeten oder Riten verknüpft, die sich auf die Ernte für das kommende Jahr beziehen.
Das Kwanzaa-Fest
Kwanzaa ist ein in Afrika verbreitetes Fest, das zwischen Weihnachten und Neujahr vor allem von Afro-Amerikanern gefeiert wird. Das Wort „Kwanzaa“ ist Swahili und bedeutet „erste Frucht“ und kann durchaus mit einem Erntedankfest verglichen werden.
Es entstand aus der Not heraus, da die African-Americans keine eigene kulturelle Identität besaßen und teilweise nicht einmal wussten, aus welchem afrikanischen Heimatland sie stammten. Ihre eigene Kultur wurde während der Sklaverei verboten und vergessen.
Das Ziel des Kwanzaa ist es, alle schwarzen Menschen als Einheit zusammenzuführen und sich auf ihre Wurzeln zu besinnen. Kwanzaa wurde bewusst in die Zeit des christlichen Weihnachtsfestes gelegt. So soll die panafrikanische Idee dem Christentum als Gegenpol gegenübergestellt werden, das für Kolonisation und Sklaverei mitverantwortlich gemacht wird.
Das Fest N’cwala
Das traditionelle Fest N’cwala feiert man unter anderem in Swasiland, Sambia und in Simbabwe. Die Bewohner danken den Ahnen für eine gute Ernte und lassen sich das neue Erntejahr nach althergebrachten Riten und Tänzen segnen. Bei dem mehrtägigen Fest werden verschiedene Stationen durchlaufen. Es beginnt mit dem Wasserfest, bei dem die Schaumkronen der Wellen aus dem indischen Ozean abgeschöpft werden, denen man heilende Kräfte nachsagt. Höhepunkt ist die Opferung eines Ochsen. Das Opfertier soll eine gute Ernte garantieren.
Das Yamsfest
In Westafrika wird von den Ackerbau treibenden Kulturen das Yamsfest gefeiert. Es findet im August, am Ende der Regenzeit statt. Yams ist die erste Frucht, die im Laufe der Erntezeit in diesen Ländern reif ist. Die Yamswurzel hat in Afrika etwa dieselbe Bedeutung wie in Europa die Kartoffel. Sie zählt zu den wichtigen Grundnahrungsmitteln. Unter anderem bereitet man aus der Wurzel einen Brei namens „Fufu“, der mit scharfen Soßen zu Fleisch und Fisch gegessen wird.
Amerika - von Kanada bis Argentinien ↑
Amerika erstreckt sich von Kanada im Norden bis Argentinien im Süden. So vielfältig, wie die Vegetation des Kontinents, so unterschiedlich wie die Historie der dort lebenden Menschen, so vielfältig sind auch ihre Kulturen, Religionen und Bräuche. Gilt die Feier von Erntefesten durchweg dem Dank für eine gute Ernte, werden sie doch auf ganz verschiedene Art und Weise begangen.
Nordamerika und Kanada - Thanksgiving
Traditionell feiern die Menschen in Amerika am vierten Donnerstag im November Thanksgiving. Das amerikanische Erntedankfest erinnert an die Zeit der ersten Pilgerväter und spielt somit eine wichtige Rolle im Leben der Amerikaner.
In der Neuen Welt angekommen, mussten die Menschen nach einem harten Winter lernen, wie sie dort überleben konnten. Sie wandten sich Hilfe suchend an die benachbarten Indianerstämme, die ihnen zeigten, wie man Mais und andere einheimische Pflanzen anbaut. Im nächsten Herbst war die Ernte so reichhaltig, dass die Pilgerväter ein Erntedankfest feierten. Dieses wurde zu einer amerikanischen Tradition.
Bis heute kommt die ganze Familie, Eltern, Kinder, Großeltern, Tanten und Onkel sowie Cousinen und Cousins, Thanksgiving zum Essen zusammen. Meist wird das ganze Wochenende gefeiert. Dabei gibt es ähnliche Gerichte wie zum ersten Thanksgiving-Fest: gebratener Truthahn mit Preiselbeersauce, Süßkartoffeln und „pumpkin pie“, ein Kürbiskuchen, der gern als Nachtisch serviert wird.
Auch in Kanada besteht die Tradition der Thanksgiving-Feiern, allerdings feiern die Kanadier dieses Fest etwas ruhiger als ihre nordamerikanischen Nachbarn.
Mittelamerika - Mais und Zuckerrohr
In Oaxaca im Süden Mexikos wird jährlich im Juli das Erntedank-Festival Guelaguetza gefeiert. Der Mais steht im Mittelpunkt der Erntedankfeiern. Mit Musik und Tanz in traditionellen bunten Trachten wird dabei die Maisgöttin Centeotl geehrt. Der Name des Festes bedeutet "Geschenk", "Erfüllung".
Auf der Karibik-Insel Barbados feiern die Menschen das Ende der Zuckerrohr-Ernte im Juli ausgelassen mit Kostüm-Umzügen und viel Musik. Sie huldigen dem für die Feiern gewählten Erntekönigspaar.
Südamerika
In Südamerika sind die Erntedankfeste zum großen Teil durch den katholischen Glauben geprägt. Er paart sich mit Elementen der ausgeprägten Lebensfreude der Menschen.
Beispielsweise werden in Brasilien bei den Feierlichkeiten zum Erntedank drei Heilige der katholischen Kirche geehrt: der Heilige Johannes, der Heilige Antonio und der Heilige Petrus. Überall werden kleine bunte Flaggen aufgehängt, in den Geschäften hört man festliche Musik und kleine Stände verkaufen Leckereien, die speziell zu dieser Zeit angeboten werden. Zutaten sind häufig gekochte Erdnüsse und Mais, Früchte die im Juni, der Zeit dieses Volksfestes, gerade gereift sind. Auch besondere Liköre und Schnäpse auf Grundlage von Zuckkerrohr zählen zu den Genüssen zum „Festas Juninas“, wie diese Feiertage genannt werden.
Asien - Beispiele aus China, Indien und Japan ↑
Erntedankfeste werden in asiatischen Regionen oft zusammen mit Mondfesten gefeiert. Das hängt vor allem auch mit dem Mondkalender zusammen, der den Jahresablauf gliedert. Erntedankfeste nach christlicher Tradition sind eher nicht verbreitet und werden nur in den wenigen christlichen Gemeinden gefeiert.
China, Taiwan und Vietnam
In China, Taiwan und Vietnam begeht man das Erntedankfest, verbunden mit dem Gedenken an die Ahnen, am 15. Tag nach dem 8. Monat des Mondkalenders - das entspricht etwa Mitte August. Der Dank gilt der gelungenen Ernte.
Zu diesen Festen kommen alle Familienmitglieder zusammen, betrachten den Mond und essen kleine Mondkuchen, die es in salzigen und süßen Varianten gibt. In Taiwan wird im Familienkreis und mit Nachbarn gegrillt. Zudem werden Pomelos verschenkt. Diese großen Zitrusfrüchte erinnern mit ihrer runden, prallen Form an den Vollmond und sind ein Symbol für eine gelungene Ernte.
Indien - Multikulti auch bei den Erntedankfeiern
Mit über 1,2 Milliarden Einwohnern ist Indien nach China das bevölkerungsreichste Land der Erde. So werden viele traditionelle Erntefeste gefeiert. Traditionen des Hinduismus, des Buddhismus und der Religion der Sikhs bringen ein bunte Vielfalt an Erntedankbräuchen hervor.
Mit dem Einzug und der Verbreitung der westlichen Kultur, vor allem in städtischen Bereichen, wird auch das christlich geprägte Thanksgiving nach amerikanischer Art gefeiert.
Pongal - ein Fest des Überflusses
Siebzig Prozent der indischen Bevölkerung leben fernab von Städten und sind unmittelbar von der Landwirtschaft, zumeist Reisanbau, abhängig. Dies geschieht noch klassisch, indem Mensch und Tier zusammen auf den Feldern arbeiten. Erntedankfeste haben genau diesen Bezug. Pongal ist ein Fest, bei dem für die Erträge der Ernte gedankt wird. „Ponga“ bedeutet so viel wie kochen. Im Mittelpunkt der Festlichkeit steht eine fröhliche Zeremonie, bei der ein Topf mit einer Süßspeise aus Reis und Zuckerrohr zum Überkochen gebracht wird. Damit soll der Dank für eine reiche Ernte zum Ausdruck gebracht werden, die einen Überfluss an Lebensfreude ermöglicht.
Ein besonderer Dank geht an Gott, die Sonne, die Erde und das Vieh. Gefeiert werden die Haustiere als Helfer bei der Landarbeit. Sie werden gewaschen, geschmückt und mit Gesang und Musik durch die Dörfer geführt.
Gefeiert wird Pongal traditionell vom 14. Januar bis zum 17. Januar. Der Dank für die vergangene Ernte verbindet sich mit einem zuversichtlichen Blick auf das kommende Jahr.
Japan - Reis statt Brot
In Japan wird am 23. November - einem gesetzlichen Feiertag - der „Tag des Dankes für die Arbeit“ gefeiert. Der Tag entstammt einer alten kaiserlichen Tradition eines Erntedankfestes mit dem Namen „niinamesai“, was in etwa „Kosten des neuen Reises“ bedeutet. Bei einem shintoistischen Ritual opferte der Kaiser den Göttern frisch geernteten Reis. Landesweit wird an religiösen Stätten des Shinto, den sogenannten Shinto-Schreinen, innegehalten und bei fröhlichen Nachbarschaftsfesten gefeiert.
Australien - auf der anderen Seite der Erde ↑
In Australien feiert man Erntedank logischerweise im März - dem australischen Herbst. Ein in Australien weithin bekanntes Erntedankfest ist das „Apple & Grape Harvest Festival“ von Stanthorpe in Queensland.
Es ist ein Festival, das alle zwei Jahre stattfindet und über zehn Tage hinweg gefeiert wird. Es wird die Ernte aller Produkte aus der Region rund um Stanthorpe gefeiert. Zehntausende besuchen während dieser Zeit die Stadt und feiern mit.
Europa - Feste zumeist mit religiösem Bezug ↑
Erntedankfeste in Europa werden auch in großer Vielfalt gefeiert. Unterschiedliche Bräuche haben lange und festverwurzelte Traditionen.
Teilweise werden Häuser und Straßen mit Obst, Gemüse und Getreideähren geschmückt. Hier und da zieren Strohpuppen die Vorgärten. Es gibt Regionen, in denen zum Erntedank in traditionellen Trachten gekleidete Frauen, Männer und Kinder geschmückte Wagen und Schubkarren durch die Straßen ziehen.
Der Altar in den Kirchen wird mit Obst, Gemüse, Brot und Wein geschmückt - entweder äußerst üppig oder dezent und symbolhaft.
Die Erfüllung der Bitte im Vaterunser "Unser tägliches Brot gib uns heute" lässt die Menschen Gott für den Reichtum danken, den er in die Erde gelegt hat. Aber auch der Gedanke "Brich dem Hungrigen dein Brot" findet zum Erntedank Raum.
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